In einem Gespräch mit der Romanistin, Schriftstellerin (und Sängerin der Band Marinafon) Monika Zeiner zeigen sich Bezüge zwischen ihrem Promotionsthema – der mittelalterlichen Liebesphilosophie der italienischen Dichtung – und ihrem Roman Die Ordnung der Sterne über Como, der im Jahr 2013 auf der Shortlist des Dt. Buchpreises stand.

Zum Gespräch mit Monika Zeiner

Wenn Ihr Roman zumindest auch als Prosimetrum gelesen werden kann, bei dem italienische Liebeslyrik des Mittelalters abwesend mitklingt, welches Gedicht würden Sie uns empfehlen, bei der Lektüre danebenzulegen?

Zeiner: Da fallen mir viele ein: Auf jeden Fall Cavalcantis „A me stesso“ und Leopardis „A se stesso“; aber auch „L’infinito“ von Leopardi. Oder das wunderliche Sonett von Giacomo da Lentini „Or come entrar sì gran donna“, in dem der Dichter sich Gedanken darüber macht, wie eine so große Frau durch seine Augen in sein Inneres passen kann und implizit und gleichsam en passant die platonische und die aristotelische Wahrnehmungs- und Erkenntnistheorien gegeneinanderstellt.

Or come pote sì gran donna entrare
per gli oc[c]hi mei, che sì pic[c]ioli sone?
e nel mio core come pote stare,
che ’nentr’esso la porto laonque i’ vone?

[Lo] loco laonde entra già non pare,
ond’io gran meraviglia me ne dòne;
ma voglio lei a lumera asomigliare,
e gli oc[c]hi mei al vetro ove si póne.

Lo foco inchiuso, poi passa di fore
lo suo lostrore, sanza far rot[t]ura:
così per gli oc[c]hi mi pass’a lo core,

no la persona, ma la sua figura.
Rinovellare mi voglio d’amore,
poi porto insegna di tal crïatura.

Abbildung: Ary Scheffer (1795–1858): Dante and Beatrice (1851).

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