Franziska Meier, Dantes Göttliche Komödie: eine Einführung (München: C. H. Beck, 2018), 128 S.

Es gibt relativ wenig einführende Literatur zu Dantes Göttlicher Komödie in deutscher Sprache, sieht man etwa ab von der Einladung, Dante zu lesen (Fischer TB 2015) des Philosophen Kurt Flasch, Fritz Glunks Dantes Göttliche Komödie (Piper 1999), Ulrich Prills Dante (Metzler 1999) oder Heinz Willi Wittschiers Dantes Divina Commedia: Einführung und Handbuch (Lang 2004). Darum an dieser Stelle ein Hinweis auf eine neue Einführung in der renommierten Reihe Beck Wissen mit jeweils 128 Seiten für interessierte Laien oder Studierende, wenn nicht sogar für Romanisten oder andere Wissenschaftler, die sich mit Dante beschäftigen, wie Kunsthistoriker, Historiker oder Theologen.

Zu Weihnachten 2010 schrieb die Verfasserin über ihre eigenen Erfahrungen als Danteforscherin und -lehrende, und vielleicht ist hieraus der Plan für diese Einführung entstanden:

Aus meinen eigenen Dante-Vorlesungen habe ich hingegen den Eindruck gewonnen, dass das Aufscheinen eines in sich geschlossenen, von aussen gehaltenen Kosmos die Studenten beeindruckt. Eines Kosmos, der in sich zwar unendlich viel enthält, in dem jedoch alles einen festen Ort einnimmt. Der manchmal durchaus beschwerliche Weg durch Gelehrsamkeit und Eklektizismus der «Commedia» mit den bedrängend vielen Perspektiven, die sich mit jedem Vers eröffnen, weist – möchte man sagen – eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Surfen oder Googeln im Internet auf. Anders als darin endet das Verfolgen von Spuren bei Dante indes nicht im Beliebigen, im Endlosen, im World Wide Web, sondern in einem bedeutungsvollen Zusammenhang, in einer klar hierarchisierten Ordnung, in der sich der oberflächliche ebenso wie der gründliche Leser aufgehoben fühlt.
Franziska Meier, „Vom Inferno durchs Purgatorium ins Paradies“, Neue Zürcher Zeitung, 24. Dezember 2010.

Verlagsankündigung

Jeder kennt sie, allerorts trifft man auf sie, kaum einer weiß etwas Genaues. Noch 700 Jahre nach ihrer Entstehung schlägt Dantes Göttliche Komödie Menschen aus allen Kulturkreisen und Schichten in ihren Bann. Wie ist das möglich? Kundig ebnet Franziska Meier heutigen Lesern den Weg in Dantes Beschreibung der drei Jenseitsreiche. Warum etwa gab er ihr den Titel Komödie? Warum wirkt die Wanderung unter Toten an Ostern 1300 so lebensnah? Was hat es mit der mysteriösen Beatrice auf sich? Und ist Dante tatsächlich über der Lektüre von Mohammeds Himmelfahrt die Idee dazu gekommen? (Verlagsankündigung)

Leseprobe

Inhalt

Einleitung: In der Mitte unsrer Lebensreise – Nel mezzo del cammin di nostra vita … 7

I. Wer war Dante Alighieri? … II
1. Dante – die kanonische Biographie … 11
2. Dante Alighieri – historische Rekonstruktionen … 16
3. Warum schreibt Dante die Göttliche Komödie? … 23
4. Welche Form gab Dante seiner Komödie? … 27

II. Das Jenseits und seine Bewohner … 34

  1. Dantes Vorläufer und Quellen … 34
    Aeneas’ Abstieg in die heidnische Unterwelt … 35
    Die Entrückung des Apostels Paulus … 37
    Die mittelalterlichen Visionen … 38
    Die Miradsch (Mohammeds Himmelfahrt) … 39
  2. Dantes Jenseits als Synthese aus Antikem und Christlichem … 40
    Geographie … 41
    Landschaften … 43
    Die Wächter … 46
    Die drei Führer … 48
    Die Herkunft der Seelen … 31
    Die physiologische Erklärung der Schattenleiber … 33

  3. Die Ordnungen der Jenseitsreiche … 55
    Das Inferno und die aristotelische Ethik … 36
    Das Purgatorium und die sieben Todsünden … 39
    Das Paradies und die Tugenden … 61

  4. Die einzelne Seele und ihr Ort in der göttlichen Ordnung … 62

III. Der Wanderer und der Dichter auf ihren Wegen durchs Jenseits … 67

  1. Zeitpunkt und Ablauf der Reise: Das Jubeljahr 1300 … 68
  2. Der Wanderer im Inferno: Ein Lernprozess … 70
    Vorschusslorbeeren für den Dichter der Komödie … 70
    Der erste Schock: Francesca da Rimini … 73
    Die Werte des Diesseits … 76
    Der Wanderer unter korrupten Politikern … 80
    Ulisse: Dantes Alter Ego … 81
    Der Rückfall: Die Lust am Streitgedicht … 83

  3. Der Wanderer im Purgatorium: Ein Prozess der Läuterung … 84
    Die Läuterung des Wanderers … 85
    Die Läuterung des Lyrikers … 89
    Dantes Konfession vor Beatrice … 94

  4. Der Wanderer in den Himmelssphären … 97
    Sich dem Göttlichen nähern … 97
    Die Fragen des Wanderers … 100
    Die Gottesvision … 103

  5. Die Niederschrift der Jenseitsreise …106
    Die Anrufung der Musen … 107
    «Dichter der irdischen Welt» … 110
    Das Problem: Dichtung eine schöne Lüge? … 112

IV. Zur Rezeption der Komödie … 115
1. Die frühen Leser und Kommentatoren … 116
2. Die Komödie als Anfang der modernen Dichtung: Die Rezeption in Europa nach 1800 … 119
3. Die Commedia übersetzen … 123

Weiterführende Literatur … 125
Bildnachweis … 125
Zeittafel … 126
Register … 128

 

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