Abschaffung der Literatur? Tagung in Gießen
Literaturwissenschaft – eine Positionsbestimmung in schwierigen Zeiten. Welche Kompetenzen vermittelt die Disziplin eigentlich?
Tagung vom 19. bis 20. Mai 2016
Justus-Liebig-Universität
Hauptgebäude, Ludwigstr. 23, 35390 Giessen, Raum 316
Kontakt: Dr. Sabine Mandler, Tel. 0641-98442146
Organisator/innen:
- PD Dr. Wolfram Aichinger, Romanisches Seminar der Universität Wien
- Dr. Christian Grünnagel, Institut für Romanistik (JLU)
- Dr. Sabine Mandler, Hochschuldidaktische Weiterbildung (JLU)
Tagungsprogramm
Tagungsprogramm (PDF)
Tagungsplakat
Donnerstag, 19.05.
15.30h Grußwort der Vize-Präsidentin für Lehre der Justus-Liebig-Universität, Prof. Dr. Verena Dolle
Grußwort der Direktorin des ZfBK, Prof. Dr. Susanne Göpferich
Priv.-Doz. Dr. Christian Grünnagel (Gießen): Eröffnung des Symposiums
16.00h-16.45h
Prof. Dr. Ralf Junkerjürgen (Regensburg): Die sieben Todsünden des literaturwissenschaftlichen Forschungs- und Lehrbetriebs
16.45h-17.30h
Dr. Monika Neuhofer (Salzburg): Wozu Literatur? Schulischer Fremdsprachenunterricht in Zeiten der Kompetenzorientierung
17.30h-18.00h
Kaffeepause
18.00h-18.45h
Dr. Sabine Mandler (Gießen): Welchen Mehrwert bietet die Literaturwissenschaft in der Hochschullehre?
18.45h-19.30h
Priv.-Doz. Dr. Christian Grünnagel (Gießen): (Not so) Excellent Sheep? Was wir aus der Kritik eines Literaturwissenschaftlers (William Deresiewicz) an US-Elite-Universitäten lernen könnten
Freitag, 20.05.
9.30h-10.15h
Priv.-Doz. Dr. Wolfram Aichinger (Wien): Metrik und Kulturtheorie. Plädoyer für ein sterbendes Fach
10.15h-11.00h
Prof. Dr. Manfred Tietz (Bochum): Lesestoffe oder anthropologische Reflexion?
11.00h-11.30h
Kaffeepause
11.30h-12.15h
Priv.-Doz. Dr. Kai Nonnenmacher (Regensburg): Literarische Bildungspolitik in Frankreich und Kompetenzorientierung in Deutschland: kontrastives Plädoyer für eine künftige Literaturdidaktik im Französischunterricht
12.15h-13.00h
Prof. Dr. Hélène Martinez (Gießen): Fremdsprachliche Literaturdidaktik in Zeiten der Kompetenzorientierung
Inhalte und Methoden
Literatur hat, v.a. im Fremdsprachenunterricht, seit geraumer Zeit einen schweren, wenn nicht zunehmend prekären Stand im Lehrbetrieb an Schulen, was auch Konsequenzen für die Position der Literaturwissenschaft an Universitäten nach sich zieht. Nach neuesten Reformbestrebungen der Lehramtsstudiengänge in Österreich besteht z.B. die manifeste Gefahr, dass zukünftige Französisch- oder SpanischlehrerInnen nach einer Einführungsveranstaltung und einem Proseminar eventuell gar nicht mehr mit Literatur behelligt werden, sondern zur Wahl auch ‚Medienwissenschaft‘ im Hauptstudium (Master of Education) wählen können. Nun kann es nicht darum gehen, ein Fach gegen das andere auszuspielen; sehr wohl erscheint es aber geboten, deutlicher als bisher zu machen, was die Literaturwissenschaft eigentlich leistet, welche (Schlüssel-)Kompetenzen sie gerade auch zukünftigen FremdsprachenlehrerInnen vermittelt und was sie von anderen Disziplinen abhebt.[1]
Auch international wird eine solche Positionsbestimmung für dringend geboten erachtet. William Deresiewicz, ehemals Professor für englische Literaturwissenschaft an der US-amerikanischen Elite Universität Yale, scheint mit seinem New-York-Times-Bestseller Excellent Sheep. The Miseducation of the American Elite (2014) zumindest in den USA einen Nerv getroffen zu haben. Zugespitzt läuft seine ebenso scharfsinnige wie scharfzüngige Analyse auf die Erkenntnis hinaus, dass (Ivy-League-)Studierende zwar alle möglichen Kompetenzen bis zur Perfektion erlernen, ihnen aber kritisches Denken und die Fähigkeit zur Selbstreflexion immer stärker abgeht. An diesem Punkt plädiert Deresiewicz für eine Neubewertung dessen, was die Literaturwissenschaft gerade in diesen und anderen Punkten wie z.B. der sprachlich differenzierten und ausdrucksstarken Textproduktion zu leisten vermag.
Im Rahmen der offenen und auf Diskussion hin angelegten Tagung wird es darum gehen, im Kreise von Literaturwissenschaftler_innen aus Deutschland und Österreich eine Positionsbestimmung der Disziplin zu gewinnen und zu klären, was die Literaturwissenschaft, gerade auch in den Fremdsprachenphilologien, leistet. Der Schwerpunkt wird dabei auf der romanischen Literaturwissenschaft liegen, KollegInnen und Studierende aller Philologien sind aber selbstverständlich willkommen und hiermit herzlich eingeladen mitzudiskutieren.
[1] Vgl. hierzu Aichinger, „Ein Jubeljahr für Don Quijote? Zur Abschaffung der Literatur an Schule und Universität“; in: Romanische Studien 2 (2015), S. 261-269
(www.romanischestudien.de/index.php/rst/article/view/28/202).
Ill.: Ernst Barlach: Der lesende Klosterschüler, vgl. Alfred Andersch, Sansibar oder Der letzte Grund.
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