Kolonialfrage in Portugal 1961–1974 (D. Wieser)

BeitrÀge, Portugiesisch

Doris Wieser, „Ein willkommener Beitrag zum portugiesischen SpĂ€tkolonialismus“, Rezension von Christiane Abele, ‚Kein kleines Land‘, zur Publikation vorgesehen in Romanische Studien.  

Vorabdruck


 

Ein willkommener Beitrag zum portugiesischen SpÀtkolonialismus

Doris Wieser (Lisboa)

Christiane Abele, Kein kleines Land: die Kolonialfrage in Portugal 1961–1974 (Göttingen: Wallstein, 2017), 316 S.

Die Monographie von Christiane Abele Kein kleines Land: Die Kolonialfrage in Portugal 1961–1974 wurde 2015 an der Albert-Ludwigs-UniversitĂ€t Freiburg als Doktorarbeit in der Geschichtswissenschaft vorgelegt. Nun ist das Buch beim Göttinger Wallstein Verlag in einer sehr schönen und sorgfĂ€ltig lektorierten Ausgabe erschienen, die nicht nur ein akademisches, sondern auch ein weiteres Publikum anspricht, zumal der Text mit rhetorischem Schwung, kritischer Distanz und zuweilen leichtem Zynismus geschrieben und daher Ă€ußerst kurzweilig, ja richtiggehend spannend zu lesen ist. Die folgende Besprechung erfolgt in erster Linie aus der Perspektive der Lusitanistik und fragt nach dem Nutzen des Werks fĂŒr Studierende, Lehrende und Forschende der Literatur- und Kulturwissenschaft.

Als Ă€ußerst positiv muss hervorgehoben werden, dass die Studie eine LĂŒcke im deutschsprachigen Buchmarkt schließt. Bisher lag keine vergleichbare, derart ausfĂŒhrliche und tiefgreifende Arbeit ĂŒber den portugiesischen SpĂ€tkolonialismus in deutscher Sprache vor. Abeles Schrift bereichert daher das fĂŒr Studium und Unterricht der Lusitanistik zur VerfĂŒgung stehende Arbeitsmaterial um einen Ă€ußerst wichtigen Themenbereich, zumal die Beziehung der Portugiesen zum ehemaligen Imperium bis heute in Literatur sowie Kultur im weiteren Sinne nachwirken und vor allem auf politischer Ebene noch nicht aufgearbeitet wurden. Die in den letzten Jahren verstĂ€rkt aufgekommene Literatur (in Form von Erinnerungen und Fiktion) ĂŒber den sogenannten retorno – die RĂŒckkehr der (nicht nur weißen) Siedler aus Afrika 1974/75 – bezeugt die AktualitĂ€t und Relevanz des Themas fĂŒr die Lusitanistik.1 Aber auch aus geschichtswissenschaftlicher Sicht ist das Buch zweifellos ein höchstwillkommener Beitrag, da es in eine sprachen- und lĂ€nderĂŒbergreifende Debatte ĂŒber das Ende der europĂ€ischen Kolonialreiche eingreift, in der Portugal hĂ€ufig nur am Rand ErwĂ€hnung findet.

Nach einer stichhaltigen Einleitung mit einem aussagekrĂ€ftigen ForschungsĂŒberblick untersucht die Autorin in fĂŒnf, chronologisch angelegten Großkapiteln die Verbindung zwischen dem Regime des Estado Novo und der Kolonialfrage. Das erste Kapitel „Doppeltes LegitimitĂ€tsproblem: ein autoritĂ€rer, kolonialer Staat“ widmet sich zunĂ€chst der ErlĂ€uterung dieser unauflöslichen Verbindung: Sowohl die diktatorische Natur des Estado Novo als auch das Festhalten an den Kolonien bedurften in der SpĂ€tphase des Kolonialismus immer stĂ€rker der Rechtfertigung und Legitimation nach innen wie außen, da nach dem Zweiten Weltkrieg das Selbstbestimmungsrecht der Völker zum internationalen Konsens avancierte und nach dem „afrikanischen Jahr“ 1960 viele afrikanische Staaten in die UNO eintraten. Abele bringt die WesenszĂŒge des autoritĂ€ren Regimes unter Salazar auf den Punkt – es war ultrakonservativ und nationalistisch, propagierte Autarkie, Frömmigkeit, ein schlichtes Leben und LoyalitĂ€t zum Staat, unterdrĂŒckte die Opposition, hielt der Mehrheit Zugang zu höherer Bildung vor, entzog den Menschen ihre Grundrechte, ließ staatliche WillkĂŒr, Zensur und Repression walten etc. Die knappe EinfĂŒhrung lĂ€sst ausfĂŒhrlichere Darstellungen zur GewalttĂ€tigkeit des Regimes vermissen. Dieser Aspekt kommt, trotz der Warnung Abeles davor, den Estado Novo als „Diktatur light“ (37) zu klassifizieren, im ganzen Buch etwas zu kurz zugunsten des Blicks auf die Kolonialfrage.2

Das erste Kapitel prĂ€sentiert außerdem einen Abriss der portugiesischen Kolonialgeschichte, um einerseits die Jahrhunderte lange FragilitĂ€t der portugiesischen PrĂ€senz in Afrika anzutippen und andererseits deren besondere EffektivitĂ€t seit Beginn des 20. Jahrhunderts herauszustellen. Abele fĂŒhrt in die koloniale Gesetzgebung ein – den Acto Colonial (1930), diverse Sondergesetze fĂŒr Indigene (indigenato) wie die Regelungen zur Assimilation und Zwangsarbeit – sowie die dahinterliegende, zu Mythen geronnene Ideologie von der portugiesischen Zivilisierungsmission und der grundsĂ€tzlichen Zivilisierbarkeit indigener Völker. Der portugiesische Kolonialismus wurde mit der Behauptung der Abwesenheit von Rassismus verbunden, die im Lusotropikalismus Gilberto Freyres einen scheinbaren wissenschaftlichen RĂŒckhalt fand. Abele thematisiert auch das fĂŒr die Literatur- und Kulturwissenschaft relevante, im Estado Novo zelebrierte Selbstbild von der eigenen GrĂ¶ĂŸe und Bedeutsamkeit, was emblematisch in der auf dem Buchdeckel abgebildeten berĂŒhmt-berĂŒchtigten Landkarte mit dem Titel „Portugal nĂŁo Ă© um paĂ­s pequeno“ (Portugal ist kein kleines Land) zum Ausdruck kam. Auch AusfĂŒhrungen zur politischen Opposition im Land fehlen in diesem wie auch den folgenden Kapiteln nicht.

In den Mittelpunkt des zweiten Kapitels mit der Überschrift „Die Kolonien als SelbstverstĂ€ndlichkeit“ stellt Abele die Jahre 1961–1963 und damit Portugals Reaktion auf den Ausbruch des „Kolonialkriegs“ bzw. UnabhĂ€ngigkeitskampfes 1961 in Angola. Da der bewaffnete Konflikt ganz offensichtlich die lusotropikalistische Idylle LĂŒgen strafte, sah sich das Regime immer stĂ€rkerer internationaler Kritik insbesondere von Seiten der UNO ausgesetzt. Doch obwohl in den Folgejahren auch in Guinea (1963) und Mosambik (1964) der Krieg ausbrach, nahm das Regime nicht von der organischen Idee eines in glĂŒckseliger Harmonie lebenden portugiesischen Überseeimperiums Abstand, sondern verteidigte dieses mit einer immer unglaubwĂŒrdigeren Rechtfertigungsrhetorik. Salazar und seine Ideologen gaben vor, die Konflikte seinen einzig und allein von außen organisiert und angeheizt worden, das heißt von sozialistischen KrĂ€ften (Russland und China) sowie den afrikanischen, bereits unabhĂ€ngigen NachbarlĂ€ndern. Auch der Verlust der portugiesischen Enklaven Goa, DamĂŁo und Diu auf dem indischen Subkontinent (1961) sind Gegenstand dieses Kapitels, genauso wie die gescheiterten Reformversuche des Überseeministers Adriano Moreira.

In Kapitel drei erlĂ€utert Abele, wie von 1964–1972 „die Kolonien als Trumpf“ ausgedeutet wurden. Die Kolonialkriege galten als indiskutabel und wurden daher bei den Parlamentswahlen von 1965 völlig aus dem Wahlkampf ausgeklammert. Die Idee eines lusotropischen Multirassismus wurde immer obsessiver propagiert, obwohl weiterhin keine gesetzliche Gleichstellung von „Zivilisierten“ und „Indigenen“ erfolgte. Abele berichtet ĂŒber die zunehmende KriegsmĂŒdigkeit, das Aufkommen von Gegenstimmen im MilitĂ€r und die Anstrengungen der politischen Opposition, aber auch ĂŒber die immer noch anhaltende SolidaritĂ€t der Bevölkerung und großer Teilen der Opposition bezĂŒglich der Kolonialfrage. Das Kapitel zeigt nachvollziehbar, warum in Portugal die Forderung nach Demokratisierung sehr lange von der Forderung nach Dekolonisierung getrennt blieb.

Unter dem Zeichen „Die Kolonien als Problem“ werden im vierten Kapitel die Jahre 1969–1972 beleuchtet. Im Mittelpunkt steht das Wirken von Salazars Nachfolger Marcello Caetano, der zunĂ€chst als HoffnungstrĂ€ger galt, da er ein demokratisierendes Reformprogramm einzuleiten schien. TatsĂ€chlich fĂŒhrte er in den ersten Jahren („Primavera Marcelista“) wirtschaftliche und soziale Modernisierungsmaßnahmen durch – er lockerte u. a. die Zensur, Streik- und Gewerkschaftsregelungen, Emigrationsrecht, fĂŒhrte 1968 das Frauenwahlrecht ein – fĂŒhrte aber andererseits bis zur Nelkenrevolution vom 25. April 1974 den Kolonialkrieg mit militĂ€rischer Strenge fort. Große Infrastrukturprojekte in den Kolonien – allen voran der Staudamm Cahora Bassa am Sambesi in Mosambik – sollten der internationalen Gemeinschaft vor Augen fĂŒhren, wie sehr sich Portugal fĂŒr den Fortschritt in Afrika einsetzte. Gegenstand des Kapitels sind auch die diversen Vermittlungsangebote von Seiten afrikanischer Regierungschefs, die Caetano ablehnte, obwohl die portugiesischen Truppen keine nachhaltigen militĂ€rischen Erfolge erzielen konnten. Vielmehr war der Krieg aufgrund der Guerillataktik, mit denen die Befreiungsorganisationen in Angola, Guinea und Mosambik die „Metropole“ finanziell und menschlich ausbluten lassen wollten, stagniert.

Schließlich befasst sich das letzte Kapitel mit der „Dekolonisierung als Erlösung“ in den Jahren 1973–1976. Abele untersucht die Situation vor der Nelkenrevolution vom 25. April 1974 im Hinblick auf die Opposition (z.B. die 1973 neugegrĂŒndete Sozialistische Partei PCP unter MĂĄrio Soares) sowie die Formierung des „Movimento das Forças Armadas“ (MFA), das letztendlich den MilitĂ€rputsch gegen den Estado Novo durchfĂŒhren sollte. Interessant dabei ist die Darstellung der Kontroverse in der Geschichtswissenschaft ĂŒber die tatsĂ€chlichen Ziele und Absichten der Bewegung. Abele schildert konzis das politische Hin und Her nach dem Zusammenbruch des Regimes wĂ€hrend des sogenannten PREC (Processo RevolucionĂĄrio em Curso) sowie die Problematik der RĂŒckkehr von rund einer halben Million Siedlern aus Afrika. In der Schlussbemerkung reißt sie die noch lĂŒckenhafte öffentliche Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit Portugals an, was aus kulturwissenschaftlicher Perspektive besonders spannend ist, aber in diesem geschichtswissenschaftlichen Werk keinen grĂ¶ĂŸeren Raum einnimmt.

Abele bietet den Lesern eine gelungene und stets intelligent abwĂ€gende Zusammenschau bereits vorliegender Forschungsergebnisse, greift aber auch auf ein beachtliches Volumen an Archivmaterial zu, das sie souverĂ€n beherrscht. Die AktualitĂ€t der eingenommenen Perspektive – die Kolonialfrage aus der Sicht Portugals und eben nicht aus der Sicht der ehemaligen Kolonien – wird besonders deutlich, wenn man die Studie in den Kontext anderer laufender geschichts-, sozial- und kulturwissenschaftlicher Forschungsprojekte in Portugal stellt. Vor allem am Centro de Estudos Sociais (CES) der UniversitĂ€t Coimbra finden sich derzeit verwandte Drittmittelprojekte3, die das koloniale Erbe aus portugiesischer Sicht analysieren wie „CROME: MemĂłrias cruzadas, polĂ­ticas do silĂȘncio: as guerras coloniais e de libertação em tempos pĂłs-coloniais“ (Koordination: Miguel Cardina), „ECHOES: Historicizar MemĂłrias da Guerra Colonial“ (Koordination: Miguel Cardina) und „MEMOIRS: Filhos de ImpĂ©rio e PĂłs-MemĂłrias Europeias“ (Koordination: Margarida Calafate Ribeiro).4 Aber auch am Centro de Estudos Comparatistas (CEC) der UniversitĂ€t Lissabon wird nach den Auswirkungen des Kolonialreichs auf das ehemalige Mutterland gefragt wie im Projekt „Legados do impĂ©rio e do colonialismo em perspetiva comparada“ (Koordination: Elsa Peralta).5 Der Vergleich zeigt, dass die portugiesischen Forschungsprojekte thematisch enger angelegt sind und deutlicher die Absicht verfolgen, tatsĂ€chlich bisher unerforschte Fragen in den Blick zu nehmen. DemgegenĂŒber ist die Arbeit von Abele als historisches Panorama einer im Grunde schon erforschten Epoche konzipiert. Ihr Erscheinen ist, wie eingangs erwĂ€hnt, auf dem deutschen Buchmarkt und der deutschsprachigen Diskussion ĂŒber das Ende der europĂ€ischen Kolonialreiche ein Ă€ußerst wichtiger Beitrag. In Portugal wĂŒrde das Werk demgegenĂŒber auf weniger Aufmerksamkeit stoßen.

UnabhĂ€ngig von der geographischen Verortung der Publikation lassen sich aus meiner Sicht zudem folgende Desiderate formulieren: Abele verwendet fast ausschließlich portugiesische Quellen und richtet ihren Blick durchgehend auf Portugal. Dies tut sie zwar ganz bewusst und verweist sowohl in der Einleitung als auch in der Schlussbemerkung darauf, dennoch wĂ€re zumindest eine punktuelle Darstellung der Sicht der Kolonisierten aufschlussreich gewesen6, zumal es durch das Ausbleiben einer „Verflechtungsgeschichte kolonialer Beziehungen“ (282) zu oberflĂ€chlichen EinschĂ€tzungen bzw. Ungenauigkeiten kommt. So z. B. die Aussage „Wie die Portugiesen machten sich auch die UnabhĂ€ngigkeitsbewegungen nicht die MĂŒhe, operationell oder rhetorisch zwischen einzelnen Ethnien zu unterscheiden“ (69, meine Hervorhebung). Hier wird verschleiert, dass die UnabhĂ€ngigkeitsbewegungen ganz bewusst ethnische Unterschiede aus ihren Diskursen ausklammerten und verbindende Erfahrungen (speziell den Kolonialismus als gemeinsame Leidensgeschichte) betonten, um ein SolidaritĂ€tsgefĂŒhl zu erzeugen und somit eine nationale Bewegung organisieren zu können.

Der Blick auf Afrika hĂ€tte auch in Bezug auf Portugals BĂŒndnispolitik geschĂ€rft werden können. Die weißen Minderheitenregimes SĂŒdafrikas und Rhodesiens7 schlossen mit Portugal 1970 einen Pakt und grĂŒndeten die streng geheime Alcora-Allianz (ExercĂ­cio-Alcora).8 In den 1960er Jahren war es zu einer schrittweisen AnnĂ€herung der drei Staaten gekommen. SĂŒdafrika unterstĂŒtzte Portugal militĂ€risch in Angola und im Zuge der Alcora-Allianz kam es zudem zu rhodesischen MilitĂ€reinsĂ€tzen in Mosambik. Dieses BĂŒndnis zeigt einmal mehr wie wenig der portugiesische Diskurs vom Nicht-Rassismus mit der RealitĂ€t in Einklang stand, da sich Portugal ja gerade mit zwei offen rassistisch agierenden Regimes einließ, mit dem Ziel, die europĂ€ischen Zivilisation in Afrika zu verteidigen.

Ein weiterer Aspekt, der eine stĂ€rkere Betonung verdient, ist die sogenannte „Afrikanisierung“ der portugiesischen Truppen. Abele widmet diesem Sachverhalt nur eine knappe Seite (198). Es handelt sich um einen Aspekt, der hĂ€ufig sogar ganz unerwĂ€hnt bleibt oder dem zumindest nicht die Bedeutung beigemessen wird, die er eigentlich hat.9 Die Rekrutierung von Afrikanern erlaubte es den Portugiesen, ihre TruppenstĂ€rke erheblich zu erhöhen und gleichzeitig weniger Ausgaben veranschlagen zu mĂŒssen. Afrikanische Soldaten waren zudem besser an die klimatischen VerhĂ€ltnisse angepasst, resistenter gegen regional verbreitete Krankheiten und konnten besser mit den örtlichen Kulturen umgehen, weswegen sie als verlĂ€sslichere Informanten galten. Des Weiteren erfĂŒllten sie eine Ă€ußerst wichtige psychologische Rolle: Ihr Tod löste in der Metropole wenig bis gar keine Trauer oder Empörung aus. Anfang der 1970er Jahre waren von insgesamt 170.000 MilitĂ€rs in den drei Kriegsgebieten waren knapp 83.000 Afrikaner, das heißt fast die HĂ€lfte (48 %).10 1974 hatten die Kolonialkriege daher schon beinahe den Charakter von bĂŒrgerkriegsĂ€hnlichen Konflikten zwischen Afrikanern angenommen. Die Integration dieser Soldaten in die spĂ€teren unabhĂ€ngigen Staaten stellte diese vor große Schwierigkeiten.

Zugegebenermaßen ist es immer recht einfach, dem Verfasser/der Verfasserin einer wissenschaftlichen Studie vorzuwerfen, es fehle dieser oder jener Aspekt. Bei geschichtswissenschaftlichen Arbeiten widerspricht die Idee von VollstĂ€ndigkeit der Natur der Sache. Meine EinwĂ€nde seien daher in diesem Lichte zu verstehen: als Anschlussmöglichkeiten und ErgĂ€nzungen, die vor allem meinen eigenen Forschungsinteressen geschuldet sind. Christiane Abele hat deutlich herausgestellt, was ihre Dissertation einerseits leistet und was sie andererseits nicht abdeckt. Ihre Studie wird zweifellos fĂŒr viele Jahre eine solide Grundlage fĂŒr Studium und Lehre in der Lusitanistik bilden und interessierte Leser/innen auf dem Buchmarkt finden. Man kann der Verfasserin nur zu diesem spannenden, höchst aufschlussreichen und wissenschaftlich prĂ€zisen Werk nur gratulieren.


  1. Vgl. beispielsweise Luciana Moreira, „(Des)identidades retornadas: da nostalgia Ă  crĂ­tica do colonialismo suavezinho dos portugueses“, in Identidades em Movimento: construçÔes identitĂĄrias na África de lĂ­ngua portuguesa e seus reflexos no Brasil e em Portugal, hrsg. von Enrique Rodrigues-Moura und Doris Wieser (Frankfurt am Main: TFM, 2015), 253–69, und Doris Wieser, „Die retornados in der neueren portugiesischen Literatur: eine schwierige Gratwanderung zwischen Vergangenheit und Zukunft“, in Die Nelkenrevolution und ihre Folgen: der portugiesische 25. April in Literatur und Medien, hrsg. von Janett ReinstĂ€dler und Henry Thorau (Berlin: edition tranvĂ­a, 2015), 163–86.↩
  2. Mehr zum Thema Gewalt wĂ€hrend des Estado Novo mit Themen wie Zensur, Lauschangriffen, PIDE-DGS, Folter, politische Gerichtsurteile, Konzentrationslager, Gewalt auf der Straße etc. siehe JoĂŁo Madeira u. a., VĂ­timas de Salazar: estado novo e violĂȘncia polĂ­tica (Lisboa: A esfera dos livros, 2007).↩
  3. Die ausfĂŒhrlichen Projektbeschreibungen sind einsehbar unter Centro de Estudios Socials da Universidade de Coimbra, „Projetos financiados“, http://www.ces.uc.pt/pt/investigacao/projetos-de-investigacao/projetos-financiados, aufger. am 30. Juni 2017.↩
  4. DemgegenĂŒber nehmen folgende Projekte entweder zusĂ€tzlich die afrikanische Perspektive oder zusĂ€tzlich die Perspektive anderer KolonialmĂ€chte ein: „Desejo, Miscigenação e ViolĂȘncia: o presente e o passado da Guerra Colonial Portuguesa“ (Koordination: Maria Paula Meneses) und „Change to Remain? Welfare Colonialism in European Colonial Empires in Africa (1920–1975)“ (Koordination: Miguel Bandeira JerĂłnimo).↩
  5. Siehe dazu Centro de Estudos Comparatistas da Faculdade de Letras da Universidade de Lisboa, „Investigação“, http://www.comparatistas.edu.pt/investigacao.html, aufger. am 30. Juni 2017.↩
  6. EinschlĂ€gige Texte haben z. B. Bragança und Wallerstein zusammengestellt: Aquino de Bragança und Immanuel Wallerstein, Quem Ă© o inimigo?, 3 Bde. (Lisboa: Iniciativas Editoriais, 1978). Aber auch die Reden und Schriften der FĂŒhrungspersönlichkeiten diverser afrikanischer Befreiungsorganisationen hĂ€tten kontrastiv zitiert werden können.↩
  7. Rhodesien erklĂ€rte unter Ian Smith 1965 einseitig seine „weiße“ UnabhĂ€ngigkeit von Großbritannien. Rhodesien ging aus der britischen Kronkolonie SĂŒdrhodiesen hervor und wurde 1980 bei seiner endgĂŒltigen UnabhĂ€ngigkeit in Simbabwe umbenannt. Das britische Protektorat Nordrhodesien wurde 1964 unabhĂ€ngig und in Sambia umbenannt. Sambia nĂ€herte sich in der Folge Tansania und damit China und der mosambikanischen Befreiungsorganisation FRELIMO an.↩
  8. Siehe dazu Maria Paula Meneses, „O olho do furação? A África Austral no context da Guerra Fria (DĂ©cada de 70)“, in As guerras de libertação e os sonhos coloniais: alianças secretas, mapas imaginados, hrsg. von Maria Paula Meneses und Bruno Sena Martins (Coimbra: Almedina, 2014), 41–58; und AmĂ©lia Neves Souto, „RelaçÔes entre Portugal, África do Sul e RodĂ©sia do Sul e o ExercĂ­cio Alcora: Elementos fundamentais na estratĂ©gia da condução da Guerra – 1960–1974“, in As guerras de libertação e os sonhos coloniais: alianças secretas, mapas imaginados, hrsg. von Maria Paula Meneses und Bruno Sena Martins (Coimbra: Almedina, 2014), 143–69.↩
  9. Siehe dazu JoĂŁo Paulo Borges Coelho, „Tropas negras na Guerra Colonial em Moçambique“, in Os Outros da Colonização: ensaios sobre o colonialismo tardio em Moçambique, hrsg. von ClĂĄudia Castelo et al. (Lisboa: ICS, 2012), 303–14; und Carlos de Matos Gomes, „A africanização na guerra colonial e as suas sequelas tropas locais: os vilĂ”es nos ventos da histĂłria“ in As guerras de libertação e os sonhos coloniais: alianças secretas, mapas imaginados, hrsg. von Maria Paula Meneses und Bruno Sena Martins (Coimbra: Almedina, 2014), 123–41.↩
  10. Gomes, „A africanização“, 127.↩

 

Rodolfo Amoedo  (1857–1941), Bandeirante (1929), oil on canva, Mariano Procópio Museum.

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